Samstag, 21. Februar 2009
Haufenweise Kryptonit
Nun sitze ich hier, der der einst so stark war, den etwas so stark gemacht hat, der mal in einem Text geschrieben hat, auf die Frage "gib's Tabletten gegen sowas?" geantwortet hat "Ja, aber die brauche ich nicht mehr". Und auch wenn es humoristisch gemeint war, hatte ich diesen einen Satz mit so viel Glück in meinem Herzen geschrieben - die Glückshormonproduktion lief auf vollen Touren, Serotoninsubstitute wären wie eine Vitamintablette nach dem Verzehr eines ganzen Orangenbaums gewesen.

Wie kann einen, das was einen einst so stark gemacht hat, plötzlich so viel Kraft entziehen. Mit dem Kryptonit um mich herum kann ich schon ganze Berge bauen. Das Kryptonit sind Gedanken, schöne Gedanken, manchmal auch weniger schöne, Fragen, ein Kosmos aus Fragen, Gedanken, Wünschen, Hoffnungen, Erinnerungen, schmerzlichen und schönen.

Vielleicht hilft dieser letzte Weg, die Möglichkeit vor dem endgültigen Befreiungsschlag. Befreiungsschlag? Schlag passt wohl, ist fast zu niedlich, Befreiung dagegen weniger, eher ein Schlag der micht in tiefste Tiefen stürzen wird. An einen dunklen, kalten Ort, feucht und grausam, unwirtlich. Ein Weg aus diesem Ort, zurück, langsam an die Oberfläche, wird sich erst nach längerer Zeit auftun.

Aber ich hab ja vorher noch eine letzte Chance, eine die mir mein Herz offenbart hat, auch wenn mein Verstand mir sagt, dass sie nicht da ist. Der Libero vor dem Tor, der denn Ball noch wegschlagen kann, Torwart ist schon lang keiner mehr da und es ist ja auch kein Tor, es ist mein Herz, dass da hinter dem Libero schwach schlägt, es ist mein Herz, dessen Narben wieder aufgebrochen sind, die alten Narben und daneben rinnt Blut aus ganz frischen Wunden.

Es ist vollkommen schutzlos, so wie ich es einst geschrieben habe, Du hast alle Panzer durchdrungen und hieltest dieses so kostbare Herz in Deinen Händen, diesen verletzlichen Schatz, der alles für Dich tun würde und doch ist es jetzt in großer Gefahr, in einer Gefahr in der ich es eigentlich nie mehr bringen wollte.

Der Libero ist leider auch schon ziemlich am Ende seiner Kräfte. Oft hat er versucht zu einem leichteren Spiel zurück zu kehren. Die Bälle nur leicht in die eigentlich befreundete Hälfte rüber rollen lassen. Und doch kamen sie manchmal mit einer solchen Wucht zurück, dass er nicht jeden abfagen konnte. Andere dagegen - wichtige Bälle - einzigartige mit wichtigen Botschaften, verschwanden einfach im Bodennebel, wurden verschluckt, obwohl es gerade die waren, die eigentlich hätten ergänzt zurück kommen sollen.

Die, die zurück kommen, sind aber oft gar keine Bälle in dem Sinn, wie in dieser Nike-Werbung haben sie ein gefährliches Innenleben, man könnte fast Fullmetaljacket sagen, nicht ganz so, aber als Analogie nahe liegender als das Bild eines Balls.

Und so taumelt der Libero und ich bringe für ihn diese vielleicht letzte Sendung auf den Weg. Mit einem für mich wichtigen Inhalt, mit vielen alten Fragen und doch mit der Wahl dieses letzten Mittels, dieser dramatischen Offenbarung, die leider für mich nun der letzte Ausweg ist.

Auch ein kleiner weißer duftender Streifen liegt darin, dessen Duft immer noch stark ist, den man, kommt man ihm nahe genug, viel deutlicher wahrnimmt als den Rest, kein gewöhlicher, ein besonderer Streifen. Eine Eintrittskarte zu einem schönen Garten, ein anderer Pass zu einem fast noch schöneren Ort. Natürlich ist der Ort etwas besonderes, aber es geht mehr um die Menschen, die sich dort kurz aufgehalten haben. Ein Sitft von diesem Ort, eher so als Giveaway vielleicht aber auch als ein Symbol für das, was man damit tun kann. Und dann diese zwei so wichtigen und doch traurigen Blätter, zusammengehalten von einem Glücksband, das vielleicht helfen mag. Und es ist mit meinem letzten Humor verpackt, dass soll aber die eigentliche Bedeutung nicht abschwächen, sondern meiner Hoffnung Ausdruck verleihen. Vermitteln, dass ich immer noch da bin, immer noch stark sein könnte, Wiedererstarken wäre wunderbar.

Und ich hoffe sehr, dass der Ball nicht zurück kommt, denn selbst einen ganz leicht gerollten Ball würde der Libero wohl nicht mehr aufhalten können. Selbst ein so leichter Ball würde wohl dorthin vordringen, wo schon viel Schaden ist, und kein zusätzlicher Schaden mehr verkraftet wird.

Vielleicht wird der Libero aber gestützt, vielleicht kommen wie aus dem Nichts helfende Hände, vielleicht wird er in die andere Hälfte geführt, dorthin wo das Licht ist, vielleicht werden seine Wunden gesalbt und damit auch das Herz dass er beschützen muss wieder gestärkt. Ich hoffe es, ich weiß es aber nicht.

Weiß nicht ob ich eine Antwort erhalte. Wenn überhaupt wird sie wohl kurz ausfallen. Eigentlich befürchte ich so etwas wie "Schade dass Du es so siehst, ich weiß mir aber auch keinen Rat mehr".

Wie immer werden wir sehen und die Hoffnung stirbt zu letzt. Doch mit ihr würde diesesmal etwas anderes sterben. Würde mehr kaputt gehen als nur eine entäuschte Liebe. Würde dieser widergewonnene Glaube an das Gute im Menschen, diese Bestätigung die man selbst erhalten hat, wohl verloren gehen.

Tatsächlich steht viel mehr auf dem Spiel als das Glück zweier Menschen. Gehe sorgsam damit um, handle wohl überlegt, öffne Deine wundervollen Augen und sieh mit den meinen. Schau in mein Herz und vor allem in Deins. Höre auf die Melodie die dann hoffentlich noch erklingt ...und dann antworte mir, oder komm einfach zu mir, oder bitte mich so schnell wie möglich zu Dir. Alles ist möglich wenn man nur will. Und es kann so sein und so bleiben, wie es in den ersten Monaten war. Es kann so sein wie am See, wie mit der Babyspinne...

... comment

...bereits 74 x gelesen